MEINE HEILUNGSGESCHICHTE
"Mein Herz schlägt fürs Leben."
Auf meiner linken Brust habe ich ein Tattoo. Es zeigt eine EKG-Linie, ein Herz und das Wort Leben. Ich habe es mir stechen lassen, um mich immer daran zu erinnern, dass mein Herz fürs Leben schlägt.
Das war nicht immer so.
In der Nacht auf meinen 21. Geburtstag waren die Ärzte und meine Eltern nicht sicher, ob ich diesen noch erleben würde. Der Tiefpunkt einer Essstörungsgeschichte, die mich zwar einerseits fast mein Leben gekostet hätte, mich aber andererseits auf einen langen Weg zu mir selbst geführt hat.
Für mich ging es nie ums Dünnsein.
Ich hatte mit 18 Jahren, als ich mit Hochgeschwindigkeit in die Anorexie gerutscht bin, kein Gewichtsthema. Zumindest nicht auf der körperlichen Ebene. Vielmehr litt meine Seele unter dem Gewicht all der unausgesprochenen Ängste und Sorgen, die mich damals gequält haben. Nicht zu essen hat mir zum damaligen Zeitpunkt „geholfen“. Hilfe, nicht nur meinen Körper auszuhungern, sondern auch die Ängste, die ich so schlecht verbalisieren und schon gar nicht bearbeiten konnte.
Es kling paradox! Die Anorexie, die mich fast umgebracht hätte, hat mir zu Beginn tatsächlich einen vermeintlich guten Dienst erwiesen. Nicht nur in der Hinsicht, dass sie eine gute Bewältigungsstrategie für den Umgang mit meinen Ängsten dargestellt hat. Sondern auch dahingehend, dass sie das, was ich nicht sagen konnte, durch mein immer mehr schwindendes Äußeres auch für mein Umfeld klar zum Ausdruck gebracht ha
Mein Körper hat unübersehbar geschrien: Mir geht es nicht gut!
Was dann kam war, mit sehr viel Leid verbunden: Zwangsernährung, Zwangseinweisungen, Klinikaufenthalte, Bestrafungen und Belohnungen, Fortschritte und immer wieder Rückschritte. In dieser Zeit war für mich kaum vorstellbar, dass es ein Leben ohne den ständigen Kampf ums Essen geben könnte. Ich kann heute auch nicht mehr genau sagen, wie ich es geschafft habe, diesem Teufelskreis zu entkommen. Und Schritt für Schritt zurückzukehren in ein Leben, von dem ich mir heute nicht mehr vorstellen könnte, es zu entbehren. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich fast sterben musste, um zu neuem Leben erwachen zu können.
Meine Heilungsgeschichte ist eine Geschichte voller kleiner Wunder und ganz viel Dankbarkeit für wahnsinnig tolle Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Es ist eine Geschichte voller Momente der Verzweiflung darüber, dass ich lange keinen Ausweg sehen konnte, aber auch vieler kleiner Ermutigungen, die mich nicht haben aufgeben lassen. Ich erinnere mich zum Beispiel sehr gut daran, wie mir die Tränen die Wangen herunter gelaufen sind, als ich nach sehr langer Zeit das erste Mal eigenständig einen Kirschjoghurt gegessen habe.
Heilung ist für mich ein Prozess.
Ein Prozess, der bis heute andauert. Werde ich heute gefragt, warum ich es damals doch noch geschafft habe, das Ruder herumzureißen, sage ich gerne, dass ich zwar nicht wusste, wie ich leben sollte, aber sterben wollte ich definitiv auch nicht. Und so habe ich mich mit winzigen Schritten und der Unterstützung von großartigen Menschen, die noch vor mir an mich geglaubt haben, zurück ins Leben gewagt. Dabei habe ich ein paar Umwege genommen und ich brauchte wohl jeden einzelnen, um da ankommen zu können, wo ich heute bin.
Ein wesentlicher Aspekt meiner Heilungsgeschichte ist der, dass ich irgendwann erkannt habe, dass ich die Anorexie nicht länger brauchte, um meiner Seele Ausdruck zu verleihen. Ich würde den Weg raus aus der Essstörung, heute, als Weg hin zu mir beschreiben. Ich habe in all den Therapien, Coachings, in den körperorientierten Behandlungen, Verfahren und den Gesprächen mit Menschen, die sich meiner angenommen haben, lernen dürfen, nicht mehr länger die Augen zu verschließen, vor dem, was mir Angst gemacht hat und macht.
„Ängste essen Seele auf“ – dieser Satz ist für mich lange Realität gewesen. Heute habe ich Wege gefunden, meine Angst auszudrücken, ihr ins Gesicht zu schauen und mich mit ihr auseinanderzusetzen, ohne selbstzerstörerisch sein zu müssen. Ich habe immer noch Angst und das Leben fordert mich so manches Mal ganz schön heraus. Bei jedem Mal wachse ich wieder ein Stück und komme mir noch ein bisschen näher.
Oft werde ich gefragt, was mir denn nun am besten geholfen habe.
Die Antwort ist immer dieselbe: Es war nicht die eine Sache, Therapie, Erfahrung. Es war vielmehr die Tatsache, dass sich auf meinem Weg immer wieder ein neues Türchen geöffnet hat, wenn ich das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Für mich ist meine Heilungsgeschichte eine Aneinanderreihung von Begegnungen und Ereignissen, von denen ich keine einzige missen möchte. Vor allem aber, ist es, das mit jedem Tag wachsende Vertrauen, dass alles seinen Sinn hat. Ich bin genau so, wie ich bin, mit all meinen Schwächen, Fehlern und auch der Anorexie-Vergangenheit, wertvoll und geliebt.
Auch die Frage danach, ob ich denn nun wirklich gar keine Probleme mit dem Essen mehr habe, wird mir oft gestellt. Und ich kann sie aus vollem Herzen mit Nein beantworten. Essen ist für mich heute Ausdruck von Lebensfreude, womit wir wieder beim Anfang meiner Geschichte wären.
Mein Herz schlägt fürs Leben. Und es ist ein schönes Gefühl, jeden Morgen aufzuwachen und sich lebendig zu fühlen.
Ein Hoch auf Uns!
Autorin: Marret Vögler-Mallok
Praxismanagerin und Marketing-Managerin in der Heil- und Chiropraxis:
– Homepage: https://www.heilpraktiker-mallok.de/
– Facebook: https://www.facebook.com/heilpraxismallok
– Instagram: https://www.instagram.com/heilpraktiker_mallok/
– Blog: http://www.gesundheits-experten.com/
– Pinterest: https://www.pinterest.de/gesundheitsexperten/
– Gesundheitspodcast: https://gesundheit-to-go.de/